Reflexionen zu den Reflexionen

11 Januar 2015

Mir ging es ähnlich. Mit 16, 17, 18 Jahren freute ich mich auf das Leben, das vor mir lag: Studium, Freunde, Partner, Traumjob, Kinder, Urlaube und vielleicht eine Eigentumswohnung. 

Doch auch bei mir sieht es jetzt (mit 31) nicht so aus, wie ich es erhofft, geradezu erwartet hatte. 
Studium: war leider nicht so wie erwartet. Nach mehreren Fächerwechseln hatte ich viel Zeit verloren und am Ende zwar einen Abschluss (in den Fächern, die ich wirklich mochte), doch nicht so schnell wie ich am Beginn des Studiums gedacht hatte.
Freunde: Einen richtigen Freundeskreis wie gefühlt alle anderen Studenten hatte ich nie. Doch ich habe Katharina und ein paar andere kennen gelernt. Und jetzt habe ich vielleicht wenige, aber langjährige und wirklich tolle Freunde.
Traumjob: habe ich noch nicht erreicht. Eigentlich weiß ich auch gar nicht, welcher der Traumjob für mich wäre.
Kinder: habe ich auch noch nicht. Und der Druck von der Familie, der Gesellschaft und meiner biologischen Uhr steigt stetig.
Urlaube: da man mit einem geisteswissenschaftlichen Studium nicht das dicke Geld verdient, sieht es auch damit schlecht aus. Die Weltreise muss noch warten. 
Eigentumswohnung: siehe Punkt "Urlaube". Aber ich habe eine schöne Mietwohnung. Immerhin.
Partner: Nach mehreren absoluten Fehlschlägen habe ich IHN gefunden und schon seit vielen Jahren an meiner Seite. Mit ihm will ich mein Leben verbringen. Also diese Erwartung hat sich letztlich doch erfüllt.

All dies erreichen zu wollen, liegt natürlich einerseits am Druck der Gesellschaft. Es wird einem jeden Tag gepredigt und eingehämmert, dass man erfolgreich, beliebt, wohlhabend, vergnügt, entspannt usw. sein soll. Wenn du das nicht bist... was läuft dann mit dir nur falsch?! Das Gefühl habe ich. Dass ich was falsch gemacht habe bzw. falsch mache. Doch manches kann man auch gar nicht groß beeinflussen. Man kann jedes Wochenende weggehen und sich auf unzähligen Flirtportalen anmelden und doch nicht den Traumpartner finden. Man kann sich auf zig super Stellenangebote bewerben und doch nie genommen werden. Man kann manches einfach nicht bestimmen. Man kann es nur weiter versuchen, denke ich. Und sich nicht entmutigen lassen. 
Bei Themen, die man hingegen selbst in der Hand hat, muss man stark sein und seinen eigenen Weg gehen und sich dafür bloß nicht rechtfertigen, finde ich. Ich habe hier das Thema Kinder im Hinterkopf. Wie oft ich schon sagen musste, nein, mir ist Arbeit momentan wichtiger, ich will erst später Kinder. Und ich dann schon (mehrfach!) hören musste, dann sei ich ja fast 40! Na schönen Dank! Noch bin ich erst 31. Warum machen andere solchen Druck? Warum können andere eine Erklärung (oder ist das bereits eine Rechtfertigung?) nicht einfach annehmen? Und wie reagiert man darauf? Wie gesagt, (weiter) rechtfertigen will ich mich nicht. 

Also auch wenn wir noch nicht alles, was wir uns erträumt haben, erreicht haben, verfolgen wir es ja weiterhin. Doch zum einen hat man nicht alles selbst in der Hand (Partner, Arbeit...) und zum anderen sind manche Ziele vielleicht gar nicht jetzt an der Zeit (Kinder...). Das heißt ja nicht, dass wir sie nie erreichen werden. Wir haben noch so viel Zeit, unser Leben zu gestalten. Und komischerweise bin ich der festen Überzeugung, dass Katharina und ich eines Tages tolle Jobs und tolle Wohnungen und tolle Babys etc. haben werden. Ich habe da, wenn ich in einem ruhigen Moment in mich hineinhöre, gar nicht solche Angst, ich will nur nicht von Familie, Gesellschaft & Co. Angst gemacht bekommen! 

Bleibt bei euch und eurem Weg... Alles Liebe ♥
Eure Diana


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